Welches heimische Reptil hat einen Panzer?

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Welches heimische Reptil hat einen Panzer?

di paula polak - ingenieurbüro für naturnahe landschaftsplanung
Veröffentlicht von paula polak in Tiere im Naturgarten · 1 August 2017
Tags: RoteListeReptilien
Heute einmal zu einem Tier, das nur sehr wenige Menschen in Österreich als Besucher in ihrem Naturgarten begrüßen dürfen und von dem ungefähr genauso wenige Menschen überhaupt wissen, dass es in Österreich existiert: die Europäische Sumpfschildkröte. Dies ist die einzige heimische Schildkrötenart in Österreich und kommt tatsächlich wild in den Donauauen und vereinzelt in Kärnten vor.
 
Auch ich habe Kunden in den Donauauen und darf mich daher glücklich schätzen, mehrmals im Jahr die scheuen, sehr seltenen und streng geschützten Reptilien zu Gesicht zu bekommen. In den Donauauen, dem einzigen Gebiet Österreichs von den man weiß, dass es sich hier nicht um ausgesetzte Tiere handelt, leben heute nur noch etwa 400 bis 1.000 Individuen, wobei sie nicht nur direkt in den Donauauen vorkommen, sondern auch in nahegelegenen Schwimmteichen und Biotopen - so auch bei unseren Kunden. Und obwohl sie in ganz Europa verbreitet ist und allgemein als "gering gefährdet" eingestuft wird, ist sie in Österreich und Deutschland vom Aussterben bedroht. Dies hat mehrere unterschiedliche Gründe: Da wären jene, bereits angesprochenen, ausgesetzten Wasserschildkröten, die der Europäischen Sumpfschildkröte den Lebensraum und das Futter abspenstig machen und sich zum Teil mit ihnen verpaaren.
 
Außerdem sind die Gelege, sowie die Jungtiere begehrte Beutetiere für Raben, Füchse, Wildschweine, Störche, Reiher und sogar Hechte und Welse. Ein echtes Problem stellt der eingeschleppte Waschbär da, denn dieser findet mit Hilfe seines hervorragenden Geruchssinns selbst gut versteckte Gelege und verspeist die Schildkröteneier mit Genuss.
 
Sind die Schildkröten erstmal halbwegs ausgewachsen, haben sie kaum noch Fressfeinde. Nur der Fischotter und der Seeadler kann ihnen dann noch gefährlich werden - und die gibt es in Österreich etwa genauso selten, die die Europäische Sumpfschildkröte. Nun sind die jungen Schildkröten zum einen eine begehrte Beute, und zum anderen wird dieses Reptil in unseren Breitengraden erst mit ca. 15 Jahren geschlechtsreif. Bis das Tier sich zum ersten Mal Fortpflanzen kann, bieten sich also zahllose Gelegenheiten um gefressen, oder aber von einem Auto überfahren zu werden. Denn auch der Verkehr ist mit ein Grund, weshalb es nur noch so wenige Tiere gibt. Denn obwohl die Sumpfschildkröten das Wasser zum Großteil nur zum Sonnen auf einem schwimmenden Stück Holz verlassen, gibt es ein paar Lebenslagen in der auch sie überland reisen. So zum Beispiel zur Eiablage oder zum Finden eines neuen Lebensraums, wenn ihr Alter vernichtet oder trocken gelegt wurde. Und da es kaum noch direkt miteinander verbundene Ökosysteme gibt, muss die Schildkröte zu diesem Zweck auch manchmal Straßen überqueren. Wer wohl schneller ist - die Schildkröte oder das Auto - muss ich wohl nicht extra sagen.
 
Die Europäische Sumpfschildkröte ist ein extrem scheues Tier. Am häufigsten kann sie noch beim Sonnen beobachtet werden, wobei sie sich in dem Moment ins Wasser gleiten lässt, wie sie ein verdächtiges Geräusch hört. Weibchen (bis 18cm) werden im Allgemeinen etwas größer als Männchen (bis 15cm). Auffällig sind an dem dunklen Panzer die gelben, manchmal braunen Punkte, an deren Muster man auch einzelne Individuen unterscheiden kann (siehe Foto rechts). Sie ernähren sich beinahe ausschließlich von Fleisch, wobei sie nicht wählerisch sind. Auf ihrem Speiseplan stehen unter anderem Würmer, Larven, Schnecken, Kaulquappen, junge Amphibien und sogar Fische, wobei Fischereischäden nicht bekannt sind.
 
Wie kann man der Europäischen Sumpfschildkröte in Österreich helfen? Natürliche Gewässer, Auen, Seen und Sümpfe erhalten; in den an ihren jetzigen Lebensraum angrenzenden Gebieten neue stehende Gewässer mit Sumpfzonen, Sonnenplätzen und einem ausgewogenem Ökosystem schaffen; die biologische Landwirtschaft fördern, sodass in unseren Gewässern wieder mehr Amphibien (das Futter der Sumpfschildkröte) überleben können.
 
Wer von euch hat denn schon einmal eine Europäische Sumpfschildkröte gesehen?


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